Beckenboden To Go – Folge 92: Blasenentleerungsstörung mit Leonie Kahl

Was ist eine Blasenetleerungsstörung?

Wenn man auf Toilette sitzt und nicht richtig lockerlassenkann, kann es dazu kommen, dass die Blase sich nicht mehr vollständig entleert und der Urin nur in einem sehr dünnen und langsamen Strahl fließt. 

 

Wie funktioniert das physiologische Entleeren der Blase?

Die Blase hat zwei Phasen. Einmal die Speicherphase, in der sich die Blase mit Urin füllt, bis die Blasenkapazität erreicht ist. Meistens spüren wir den ersten Drang bei ca. 150ml, die Blase kann insgesamt ungefähr 400-500ml speichern. Dann kommt die Entleerungsphase. Wenn die Blase voll ist, geht ein Signal zum Gehirn, welches ein Signal zurück an die Beckenbodenmuskulatur sendet, sich zu entspannen und an den Blasenmuskel sich anzuspannen, um den Urin rauszubefördern. 

 

Die Blasenentleerungsstörung lässt sich ja in akut und chronisch unterscheiden, oder?

Der akute Harnverhalt, ist der Zustand, bei dem man 12 Stunden kein Wasserlassen kann und wo der Blaseninhalt mittels Katheter entfernt werden muss. Dann gibt es noch die chronische Restharnbildung, welcher ein schleichender und schmerzfreier Prozess ist. Es kommt zu einer Ansammlung von 100ml bis zu 50% der Blasenkapazität Restharn, was auch zu wiederholten Harnwegsinfekten und Inkontinenz führenkann. Da gibt es zwei Phasen; die erste wäre die asyptomatische Entleerungsstörung, wo man keine Schmerzen verspürt und meistens einen reduzierten Harnfluss mit einer Flussrate von unter 15ml die Sekunde hat, aber eben noch eine völlige Entleerungstattfindet, also keine Restharnbildung. Die Zweite Phase ist die Dekomensationsphase. In dieser Phase werden die Symptome deutlicher, der Beginn der Entleerung kann ein Problem darstellen, es kann zu Schmerzen kommen, der Urinstrahl ist meistens sehr dünn und mit Unterbrechungen und es bleibt eben Restharn in der Blase zurück. Der Restharn kann dann irgendwann auch zu Harnwegsinfekten und im schlimmsten Fall zu Nierenbeckenentzündungen führen. 

 

Was sind mögliche Ursachen für Blaseentleerungsstörungen?

Eine Ursache sind die Folgen der Kathetarisierung nach Krebs Operationen im Beckenbereich. Andere Ursachen sind vaginal-operative Entbindungen, Organsenkungen, Prostatavergrößerung, Harnröhrenverengung, Blasensteine oder auch neurologische Erkrankungen. Was wir in der Praxis auch häufig erleben, ist ein hypertoner Beckenboden. Der Beckenboden kann während des Urinlassens nicht lockerlassen und daher funktioniert das Gleichgewicht zwischen Blase und Beckenboden nicht mehr. 

 

Wenn ich die Idee habe, dass mich das betreffen könnte, wo ich gehe ich dann hin?

Am besten ist es eine Urolog*in oder Neurourolog*in aufzusuchen, wo man dann eine Urinuntersuchung, eine Blasenspiegelung, Ultraschall oder auch eine urodynamische Untersuchung machen kann, um die Diagnose zu stellen. 

 

Was gibt es für Therapiemöglichkeiten?

Wenn die Diagnose bei Ärzt*innen gelaufen ist, kann es sehr hilfreich sich eine spezialiserte Beckenbodenpraxiszu suchen. Am Anfang unserer Therapie ist ein Miktionsprotokollganz wichtig. Es gibt die Möglichkeit eines Blasentrainings, wo man bewusst auf die Toilette geht und versucht mit viel Zeit alle vier Stunden zu entleeren. Besonders bei hypertonem Beckenboden ist die Entspannungstherapie ganz wichtig, um das gezielte Entspannen der Muskulatur zu trainieren. Das geht zum Beispiel über die tiefe Bauchatmung oder auch sanfte Beckenbewegungen. Dann können noch wichtige Punkte sein, dass die Patient*innen genug trinken und dass die Toilettenumgebung angenehm ist. 

 

Machen wir doch zusammen einmal die Entspannungsübung.

Stelle deine Füße auf den Boden auf, lege die Hände auf den Bauch und nehme dir für 3-4 Atemzüge Zeit. Versuche nun wirklich den Bauch locker zu lassen und versuche auch die Zahnreihen voneinander zu lösen und die Zunge locker im Mund liegen zu lassen. Und dann richte dein Becken ganz leicht etwas auf, bringe dein Gewicht vor die Sitzbeinhöcker und dann ganz leicht hinter deine Sitzbeinhöcker. Und zack haben wir unserem Beckenboden schon etwas Gutes getan. 

 


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