Beckenboden To Go – Folge 87: Beckenboden goes Business mit Maria Agethen

Wusstest du, dass du dich jemals selbständig machen wirst?

Nein, auf keinen Fall, dass ist wirklich durch Kundenfeedback entstanden. In Coronazeiten habe ich dann für meinen Arbeitgeber nur online autark gearbeitet und habe gemerkt, dass das sehr gut funktioniert. BAUCHWÄRTS habe ich dann im August 2022 eröffnet und bis 31.07. war ich noch fest angestellt. Ich habe seit dem Studium in einem gesundheitsorientierten Fitnessstudio gearbeitet. 2018 habe ich bei MamaWorkout meine Ausbildung gemacht und war da dann schon teilselbständig, weil ich gemerkt habe, dass ich Frauen mit Rektusdiastase besser einzeln als im Kurs betreuen kann. Und dann ist es so weiter gegangen, dass ich teilweise auch schon Kurse privat gegeben habe. 

 

Und dann hast du gemerkt, dass es dir Spaß macht autonom zu sein?

Ja absolut. Ich entscheide sehr gerne selber und mag es die Kontrolle zu haben. 

 

Wann hattest du das erste Mal wirklich die Vision davon?

Ich hatte im Lockdown die Idee, dass ich nur noch selbständig sein möchte und nur noch Kurse für Schwangere und Mütter geben möchte. Ich wollte nur noch in diesem einem Bereich arbeiten, weil das einfach meine große Liebe geworden ist. Ich habe vorher schon versucht ein Netzwerk aufzubauen, einfach weil Frauen dann in den Kursen natürlich auch Fragen, ob man eine gute Physiotherapeut*innen, Gynäkolog*innen ect. kennt. Und dann kam die Idee, dass ich mir noch jemanden suche, damit die Frauen einfach mehrere Ansprechpartner*innen an einem Ort haben. Ja und dann habe ich Eva Marie Hüttmeier kennengelernt, sie ist Osteopathin, Hebamme und Heilpraktikerin. Wir haben uns dann getroffen und sie war dann auch wirklich schnell dabei. Wir haben uns dann überlegt, dass wir gerne noch weitere Fachpersonen in unserem Team hätten und haben dann auf Social Media und Kleinanzeigen Gesuche geschaltet und so ist unser Team auf mittlerweile 18 Fachpersonen angewachsen. Diese Fachpersonen sind selbständig und mieten sich in unsere Räumlichkeiten ein. 

 

Wie bist du im Anwerbeprozess vorgegangen?

Ich habe tatsächlich einen WhatsApp Gruppe mit meiner Zielgruppe gemacht. In dieser Gruppe sind ca. 20 Frauen und habe dort ganz viele Fragen gestellt: Was braucht ihr? Was interessiert euch? Und habe auch gefragt: Kennt ihr diese Hebamme? Kennt ihr diese Therapeutin? Un habe tatsächlich von den Frauen auch Tipps für Fachpersonen bekommen. Es ist einfach wichtig an der Zielgruppe dran zu sein und ich werde ja auch älter und Anforderungen verändern sich einfach. 

 

Wie hast du die Räume gefunden?

Ebay-Kleinanzeigen tatsächlich. Ich habe überall gesucht, aber letztendlich hat es über EBay geklappt. Ich hatte schon ein Konzept fertig und habe das dann direkt verschickt, als die passende Immobilie hochgeladen wurde. Die Immobilie habe ich dann alleine gemietet. Für mich war klar: meine Investition, mein Risiko, mein Baby und ich kann die alleinigen Entscheidungen treffen, aber trotzdem bin ich die Sache mit Eva gemeinschaftlich angegangen. 

 

Wie ging es dann weiter?

Tatsächlich ging es mit der Innenarchitektin weiter. Die Räumlichkeiten waren tatsächlich vorher ein Lebensmittelgeschäft und wir brauchten ja ein Kursraum, aber auch Behandlungsräume. Ich musste etwas Abstriche machen, weil ich vorher einfach in riesigen Kursräumen unterrichtet habe, und jetzt haben wir knappe 60qm, aber der Standort war richtig gut. Wir sind mitten im Wohngebiet und haben hier viel Laufkundschaft. Wenn mich jemand fragen würde: würdest du etwas anders machen? Dann tatsächlich den Antrag beim Bauamt als erstes zu stellen, denn das hat eine Weile gedauert. Und tatsächlich bin ich da auch das Risiko eingegangen und habe schon vor der Genehmigung umgebaut, weil ich ja auch schon die Miete usw. zahlen musste, das ging einfach nicht anders. Offizielle Eröffnung war dann im September. 

 

Wie hast du das finanziert?

Tatsächlich mit Hilfe meiner Familie. Das war für mich natürlich ein gutes Gefühl, dass ich keine Zinsen hatte. 

 

Wie war das erste Jahr für dich?

Also die erste Woche war emotional eine Vollkatastrophe. Es lief super, alle Kurse waren ausgebucht und ich wollte einfach nur weinen und mich ins Bett legen, ich war echt am Limit. Aber dann war es wunderschön. Ich liebe es wie am ersten Tag. 

 

Wie sehen die Räumlichkeiten jetzt aus?

Neben dem Kursraum hat Eva noch ihren Behandlungsraum und dann haben wir noch einen Beratungs- und Behandlungsraum. Diesen Raum vermiete ich stundenweise über einen Google-Kalender an die anderen Fachpersonen. Der Kursraum wird auch über diesen Kalender belegt. Es gibt aber auch einige feste Termine und der Rest läuft über den Google-Kalender. Wir haben eine Ernährungsberaterin, eine Trauerbegleiterin, Massage und so weiter. Auch nochmal der Hinweis, dass man für bestimmte Behandlungen auch die Vorschriften des Gesundheitsamtes im Kopf haben muss, es braucht zum Beipsiel ein Waschbecken. Und dann gibt es noch eine Umkleide und eine Küche. 

 

Wie hast du das mit den Verträgen für die Mitarbeiter*innen geregelt?

Ich habe mir tatsächlich jemanden dazu geholt, der diese ganzen rechtlichen Sachen gemacht hat, also meinen Mietvertrag, den von Eva und auch die Raumnutzungsvereinbarungen. Am Ende des Monats schaue ich mir dann den Google-Kalender an und schreibe die Rechnungen für die Raumnutzung. Mit dem Geld von der Raumvermietung habe ich die Miete von 2100 Euro für 250qm schon mal extrem reduziert. Mit den Steuern habe ich mich übrigens genau so Hilfe geholt. Außerdem bin ich vorher schon einem Gründerinnen-Netzwerk beigetreten, welches Frauen in ihrer Gründung unterstützt. Dieses Netzwerk heißt einfachmachengründen und ich kann es wirklich sehr empfehlen. Aus diesem Netzwerk konnte ich dann auch einige Personen engagieren wie zum Beispiel die Innenarchitektin. 

 

Was für Pläne hast du im nächsten Jahr? 

Tatsächlich schaue ich gar nicht so weit. Ich komme ja aus dem Sportbereich und nach einer Belastung erfolgt eine Erholung. Ich möchte kleine Schritte machen. Wir hatten jetzt bei BAUCHWÄRTS unseren ersten Fachvortrag zusammen mit einer Urologin und einer Beckenbodentherapeutin und da habe ich gemerkt, dass ich gerne mehr solche Vorträge und mehr Vernetzung über die Ärzt*innen hätte. Außerdem hätte ich sehr gerne ein Angebot für die Wechseljahre hier bei uns im Zentrum. 

 

Kannst du uns etwas zu deiner Marketingstrategie erzählen?

Ich bin sehr dankbar, dass ich nicht so viel Werbung machen muss, weil das übernehmen tatsächlich meine Kundinnen und Kursteilnehmerinnen. Instagram ist sonst noch mein Haupt-Marketing Tool und ich finde eine gute Website ist auch wichtig. 

 

Was würdest du Menschen raten, die auch so etwas machen möchten?

Als erstes sich andere Menschen zu suchen, die die gleiche Zielgruppe haben. Instagram ist da nach wie vor ein tolles Tool. Ich habe mir auch schon in meiner Festanstellung einen Namen gemacht, das war natürlich sehr viel entspannter. 

 

Noch kurz zwei drei Sätze zu Finanzen: Trägt sich BAUCHWÄRTS und könntest du alleine davon leben?

Das ist eine gut Frage. Ich habe mit meinem Steuerberater vorher einen Plan gemacht und wir haben etwas niedriger angesetzt. Ich gebe jetzt mehr Kurse als wir berechnet haben, aber die Ausgaben waren dann auch höher als gedacht. Es waren schon horrende Ausgaben, dass muss man sagen, aber ich konnte schon mehr als die Hälfte meines Familienkredites abbezahlen. Sobald die andere Hälfte abbezahlt ist, kann ich davon auf jeden Fall gut leben. Die Kurse und das Personal-Training sind auch ausgebucht und es gibt eine Warteliste, ich könnte also mehr arbeiten, aber da geht die Zeit mit meinen Kindern vor. Ich habe für alles ziemlich genau 100.000 Euro ausgegeben. Mein Tipp wäre auch noch, dass man immer etwas für die Steuer zur Seite legt. Ich lege immer so ein Drittel der Monatseinnahmen zur Seite.  Ich finde es total wichtig darüber zu sprechen! 

 

Gibt es noch etwas, was dir wichtig ist?

Wenn ihr den Traum habt das zu machen, holt ganz Familie und Freund*innen ins Boot! Weil zwischen Traum und Umsetzung liegt nochmal ganz viel dazwischen und da helfen auf jeden Fall gute Freund*innen und Familie, die dich unterstützen.

 


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