Beckenboden To Go – Folge 86: Beckenboden goes Business mit Verena Wiechers

 

Du hast 2008 MamaWORKOUT gegründet, was ist das und wie bist du als Sportwissenschaftlerin auf die Idee gekommen?

Ich habe 1990 angefangen Sport zu studieren und habe damals schon beim deutschen Fitness- und Aerobic Verband die Ausbildung zur Aerobictrainerin gemacht. Erst habe ich Sport auf Lehramt studiert und parallel dazu Fitnesskurse gegeben. Dann habe ich sehr schnell gemerkt, dass ich gerne lehrend im Fitness- und Gesundheitssektor tätig sein möchte. Es hat mich von Anfang an sehr begeistert die Menschen zu bewegen und fitter zu machen. Ich habe dann das Examen gemacht, bin aber nicht in die Schule gegangen, sondern habe noch Sportwissenschaften studiert mit dem Hauptschwerpunkt auf Tanz und Gymnastik. Da war ich dann auch schon als Lehrkraft an der deutschen Sporthochschule tätig und habe mich parallel dazu im ISC-Studieninstitut beworben, das ist ein privates Bildungsinstitut, welches Fitnesstrainer*innen, Sportlehrer*innen ect. ausbildet. Ich hatte dann nach meinem Studienabschluss komplett beim ISC begonnen. Dort habe ich dann Trainingspläne geschrieben, Seminarkonzepte entwickelt und habe im Wesentlichen dort die Group-Fitnesstrainer*innen ausgebildet. Und dann kam 2008 meine erste Schwangerschaft, die hat alles verändert. Ich wollte mich schlau machen, was ich noch so darf und was nicht und habe kaum deutschsprachige Literatur gefunden, die irgendwie „sexy“ war. Dann habe ich versucht ein Konzept mit Tiefgang und Genauigkeit, aber auch mit Fitness- und Spaßfaktor zu entwickeln. Wir habe auch direkt auf DVD produziert und vertrieben. Und so war MamaWORKOUT entstanden. Wir wussten damals gar nicht was wir tun, und hatten dann tatsächlich auch einige Probleme mit Amazon und auch mit Mitbewerber*innen. Da habe ich dann auch gemerkt, dass ich Hilfe brauche und habe mir einen Rechtsanwalt zur Hilfe genommen, der gleichzeitig auch energetischer Businessberater war. Und danach ging es die mit MamaWORKOUT steil bergauf. Relativ schnell kamen dann auch Hebammen und Physios zu mir und wollten von mir lernen. Ich wusste ja wie man Seminare entwirft, habe das dann gemacht und so ist die Akademie entstanden. Der Grund, warum ich das wirklich angefangen habe, ist, ich bin Sport-und Gesundheitsexpertin durch und durch, ich lebe das auch selber und möchte das an möglichst viele Frauen weitergeben und den Frauen helfen, dass sie sich schön, fit, agil und lebendig fühlen. Und generell braucht es einfach Passion, Mut und Fleiß. 

 

Du hast die DVDs erwähnt. Hast du damals schon Onlinekurse gemacht oder war das noch vor Ort?

Um 2010 herum haben wir die Kurse ganz normal vor Ort angeboten und parallel dazu die DVDs verkauft. Um 2018/19 herum habe ich gemerkt, dass der DVD- Verkauf abnimmt, dann haben wir ein Online-Portal entwickelt, auf dem wir Videos und auch Zoom-Kurse angeboten haben. Im Jahr 2019 haben wir dann vielleicht 100 Kurse verkauft, weil niemand wusste, was ist ein Online-Kurs ist und dann kam Corona und wir waren das einzige Portal, was Online-Kurse für Schwangere und Mütter anbot. Das war natürlich ein großer Vorteil. 

 

Die Idee für die Akademie kam, weil immer mehr Menschen dich angesprochen haben und von dir lernen wollten?

Ja genau, weil ich es halt auch kann. Eine meiner größten Stärken ist, Menschen etwas beizubringen. Ein ganz großer Business Tipp von mir ist, finde das, was du kannst und das ist bei mir eben Unterrichten. Und dann habe ich natürlich auch schnell ein Team gefunden, ohne das geht es nicht. 

 

Mein Team sind die Menschen, mit denen ich seit 2018 vertrauensvoll zusammenarbeite. Es sind relativ wenig Personen, wenn man die gesamte Firma sieht, aber es sind alles Menschen, für die ich meine Hand ins Feuer lege und die immer gute Arbeit leisten. Das geht vom Programmierer, über das Büroteam bis zu den Dozent*innen. Die Menschen, die mit mir zusammenarbeiten, die leben das und dadurch hat das Unternehmen viel Energie und zieht auch wieder viel Energie an. 

 

In welchem Konzept arbeitet ihr zusammen? Gibt es bei euch Hierarchien?

Ich bin schon jemand, der einen Fokus hat, aber ich würde niemals Menschen um mich herum verletzen oder denen Schlechtes tun. Ich will immer, dass die Menschen um mich herum auch ins Wachstum kommen. Mein eigens Wachstum ist mir natürlich auch wichtig, aber dass der Menschen um mich herum auch, weil ich weiß, dass Wachstum nur gemeinsam geht. Die Dozent*inne arbeiten als Honorarkräfte. Und die Kursleiter*innen, die die MamaWORKOU- Kurse geben, sind natürlich alle selbständig. 

 

Ist MamaWORKOUT ein Lizenzmodell?

Als ich damit angefangen habe, das war 2008/09, da kamen einige Mama-Baby- Konzepte auf den Markt. Ich habe gesehen, dass das alles Franchise oder Lizenz- Konzept sind, das heißt die nehmen alle von ihren ausgebildeten Kursleiter*innen eine monatliche Gebühr und dann kann man irgendwie in Deutschland ein Gebiet haben und da diese Kurse anbieten. Aber das war nichts für mich. Ich habe mich entschieden, dass ich mein Konzept und Inhalte vermittele und was die dann damit machen, ist deren eigene Entscheidung. Natürlich halte ich da ein bisschen mein Daumen drauf und passe zum Beispiel auf, dass niemand, der die Prüfung nicht bestanden hat mein Logo verwendet, aber generell sind die Personen schon sehr frei. Es ist ganz wichtig sich immer zu fragen, wer bin ich und was passt zu mir? 

 

Was würdest du Menschen empfehlen, die Lust haben sich in diesem Bereich eine berufliche Perspektive zu finden?

Also wenn eine Person diesen Wunsch verspürt und keine Grundqualifikation hat, dann wäre das der erste Schritt. Man fängt also mit einer Grundqualifikation in Yoga, Pilates oder Fitness an und darauf aufbauend kann man bei uns in der Akademie zum Beispiel eine Ausbildung für prä- und postnatales Training buchen oder eben auch in ein Franchise Konzept zu gehen, weil man da an die Hand genommen wird und sich nicht alles selber ausdenken muss. Man muss bedenken, dass der Fitness- und Gesundheitsbereich noch ein Bereich ist, in dem es nicht so leicht ist Geld zu verdienen. Auf der anderen Seite wollen wir uns daraus ja raus emanzipieren, deswegen würde ich immer den Tip geben: Mach das, wo dein Herz dich hinführt, wo du Passion fühlst und habe immer eine klare Zielfokussierung. Gerade, wenn du Kinder hast, dann lass dir Zeit damit das Ziel zu erreichen, aber gehe stetige Schritte in die Richtung deines Ziels. 

 

Können wir einmal kurz über Zahlen sprechen?

Ich habe damals neben meiner Physioausbildung Pilateskurse gegeben in einem großen Studio und habe dort 30 Euro die Stunde bekommen. Weißt du was die Fitnessstudios heute bezahlen? Um bei den Kursleiter*innen bleiben, wenn ich irgendwo ein Kurs gebe und eine Rechnung schreibe, dann liegen wir so zwischen 30 und 40 Euro. Wenn man bedenkt, dass man ja Musik und Anziehsachen kaufen muss, sich ausbilden und vorbereiten muss, dann ist es aus meiner Perspektive ein Stundenlohn, der nicht dem Wert der Stunde entspricht. Aber ich möchte trotzdem alle motivieren, die diesen Weg gehen möchte, weil wir als Fach- und Gesundheitspersonen viel viel viel mehr wert sind als wir momentan verdienen und da müssen wir auch langfristig hin. Und das unterscheidet mich vielleicht auch von anderen, denn ich wollte immer Geld verdienen. Wir müssen einfach deutlich machen, dass das, was wir machen viel wertvoller als die Prada Handtasche ist. 

 

Hast du denn einen Tipp, wenn ich in den Studios nicht den Stundenlohn bekomme, den ich verdiene?

Das kann ich gar nicht so genau sagen. Mein Weg führte über die Persönlichkeitsentwicklung, das heißt ich habe immer viel hinterfragt. In einer Situation zum Beispiel, in der mein Arbeitgeber meine Arbeit nicht entsprechend honorieren will, habe ich mich gefragt, was ich in mir ändern kann, damit sich im Außen die Bedingungen ändern. Diese Denkweise ist sehr speziell und resultiert in meinen Ausbildungen im Segment Energiearbeit und Persönlichkeitsentwicklung. Ich muss mir selber bewusst sein, dass das, was ich tue einen sehr hohen Wert hat. Dann entwickele ich automatisch Strategien, die zu mir persönlich passen, die nicht aufgesetzt wirken, die aber dazu führen, dass die Menschen mich wertschätzen. Und natürlich sollte man schon den Markt um sich herum kennen. Ich bin die Handwerker*in und habe einen großen Werkzeugkoffer, ich weiß, wie man einen Post macht, eine Broschüre erstellt oder Gespräche führt, aber das kann man sich alles aneignen. Wichtig ist, dass man fühlt: „ich bin wertvoll“. Natürlich ist es schwierig, wenn du zum Beispiel Hebamme bist und die Versicherung macht dir einen Strich durch die Rechnung, aber ich habe auch ähnliche Erfahrungen gemacht und habe immer gesagt „nicht mit mir“. 

Natürlich dürfen auch Männer, aber die haben schon, also jetzt sind wir Frauen dran und es ist so schön zu sehen, wie sich Frauen überall emanzipieren. 

 

Hast du noch einen letzten Satz?

Ich bin sehr glücklich mit meinem Leben, meiner Familie, meinem Beruf und mit mir, aber das war nicht immer so. Ich hatte als junge Frau eine schwere Essstörung, ich hatte körperliche Probleme und bin auch durch Zeiten gegangen, die nicht leicht waren, aber das gehört auch dazu und durch alles, was ich gemacht habe, bin ich zu der Frau geworden, die ich damals schon war, es aber noch nicht wusste. Und ich möchte wirklich jede Frau motivieren ihren Weg zu gehen und grundsätzlich davon auszugehen, dass sie wundervoll ist.

 


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