Was ist denn ein Levator-Abriss?
Der Levator Ani ist ein Muskel, der die innerste Schicht des Beckenbodens bildet. Er schützt und stabilisiert die Beckenorgane und hilft beim Verschluss der Harnröhre. Der Muskel hat seinen Ursprung vorne an der Symphyse, verläuft durch das Becken und endet hinten am Steißbein. In der Mitte des fächerartigen Muskels befinden sich sozusagen die Öffnungen für Harnröhre, Vagina und Rektum. Am häufigsten betroffen von Verletzungen, ist der Puborectalis, das ist der am weitesten innen liegende Teil des Levators. Ein Abriss kann einseitig oder beidseitig sein und der Muskel kann entweder zum Teil reissen oder es kann zu einem Totalabriss kommen. Bei einem Teilriss reissen nur einzelne Fasern, diese Fasern werden dann vom Körper durch Narbengewebe ersetzt. Das Problem damit ist, dass diese neuen Fasern nicht so schnell und stark sind wie das ursprüngliche Muskelgewebe.
Was sind denn die Ursachen?
Die Hauptursache für einen Levator-Abriss sind vaginale Geburten, vor allem vaginale Geburten, bei denen Saugglocken oder Geburtszangen zum Einsatz kommen. Andere Risikofaktoren sind zum Beispiel lange Pressphasen unter der Geburt oder wenn das Baby einen großen Kopfumfang hat bzw. sehr schwer ist. Studien zeigen auch, dass ein geringer BMI oder hohes Alter der Mutter das Risiko für einen Levator-Abriss erhöhen. Ein Levator-Abriss unter Geburt geht meistens mit anderen Geburtsverletzungen einher. Ein Dammriss zum Beispiel wird in der Regel schnell erkannt. Ein Levator- Abriss hingegen fällt oftmals nicht auf, da die Vaginalwand intakt ist. In seltenen Fällen kann ein Levator-Abriss auch durch ein Beckentrauma entstehen.
Was für Symptome könnte ich denn bei einem Levator-Abriss haben?
Auch die Symptomatik macht die Diagnose nicht unbedingt einfacher, denn die Symptome sind sehr unspezifisch. Häufig ist es so, dass die Frauen ihren Beckenboden nicht mehr gut anspannen können. Und nicht nur die Ansteuerung wird schwieriger, auch die Kraft nimmt meistens ab. Eine weitere Folge kann Inkontinenz sein oder ein Fremdkörpergefühl in der Vagina. Auch Schmerzen im Bereich des Beckenbodens sind möglich. Auch kein oder wenig Gefühl bei penetrativem Sex zu haben, kann ein Symptom sein. Einige Symptome kommen vielleicht aufmerksamen Hörer*innen aus der Folge über Organsenkungen bekannt vor und tatsächlich gibt es einen Zusammenhang zwischen Levator-Abriss und Senkungen. Studien zeigen, dass fast die Hälfte der Senkungen durch einen Levator-Abriss verursacht werden.
Wo kann ich das denn untersuchen lassen?
Der Weg zu einer gesicherten Diagnose führt über eine Ärzt*in, die mittels Ultraschall und Tastuntersuchung den Levator untersuchen kann.
Wenn ich diese Diagnose habe, was kann ich machen?
Beckenbodenphysiotherapie ist auf jeden Fall ein Teil davon. Die Therapie kann auch gut mit Biofeedback-Geräten kombiniert werden, die man einführen kann, um ein besseres Gefühl für die Anspannung zu bekommen. Im Fokus steht dabei die Kräftigung der Muskulatur. Ein ganz wichtiger Punkt sind auch Entlastungspositionen, um Druck und Last vom geschwächten und verletzten Beckenboden zu nehmen. Das sind Positionen, in denen sich das Becken höher als Herz und Kopf befindet, zum Beispiel Unterarmkniestütz. Auch eine Pessartherapie kann helfen. Ganz wichtig ist auch immer Beckenboden-freundliches Alltagsverhalten zum Beispiel bei Lagewechseln, Toilettengängen und so weiter. Eine Narbenbehandlung von Osteopath*innen oder spezialisierten Beckenboden- physiotehrapeut*innen kann ebenfalls sinnvoll sein. Sehr hilfreich kann es auch sein die Geburtserlebnisse aufzuarbeiten und sich Hilfe von extern zu holen, wenn die Geburt eventuell nicht so schön war.
Wie sieht es mit Operationen aus, kann man das einfach wieder annähen?
Dazu gibt es nicht wirklich Studien dazu. Es gibt wohl einzelne Versuche, aber eine Operation bei Levator-Abriss ist kein gängiges Prozedere.
Kann ich auch selber ausprobieren, ob ich einen Abriss spüre?
Ja, das ist auf jeden Fall nicht verkehrt, aber natürlich ist das kein gesichertes Ergebnis. Wenn man den Zeigefinger einführt und auf 1 Uhr und 11 Uhr tastet und da wirklich nur der Zeigefinger reinpasst, spricht es dafür, dass der Levator intakt ist. Wenn der Levator nicht intakt ist, ist der Platz dort vergrößert.
Gibt es noch etwas, was du den Menschen mitgeben möchtest?
Ich möchte vor allem Mut machen. Wenn du da draußen das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt, dann fass den Mut und suche dir Hilfe. Du hast das Recht, dass die geholfen wird.
Danke liebe Clara und alles gute für deinen weiteren Weg :-)
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Anke (Sonntag, 24 März 2024 13:26)
Bei kam es durch eine lange u schwere Geburt bei großem Kopfumfang zu einem Levator Ani Abriss rechtsseitig und somit auch zu Deszensus, Inkontinenz. Zudem habe ich ein chronisches Schmerzsyndrom im linken ISG und Verspannung der Glutealmuskulatur/piriformis links. Kann da ein Zusammenhang sein, durch eine Beckenbodeninstabilität? Das links einfach mehr abfangen muss kompensatorisch? Herzlichen Dank für eventuelle Antworten.