Beckenboden To Go – Folge 67: Online Beckenbodentraining

Wie bist du auf die Idee gekommen, online Produkte für das Beckenbodentraining von zuhause aus anzubieten?

Die Idee entstand eigentlich aus meiner Praxis: Am Ende der Behandlungen habe ich mich häufig gefragt, was ich den Patient*innen mit nach Hause geben kann. Die meisten Lösungen waren entweder sehr zeitaufwendig oder nicht individuell genug. Ich hätte gerne etwas gehabt, wo wir Therapeuten die Übungen individuell zusammenstellen können und die Patient*innen dann eine Anleitung per Audio haben. Das war meine Idee.

 

Zu der Zeit habe ich viel Yoga gemacht und bin Ursula Karven gefolgt. Über Kontakte und mit Glück hatte ich die Möglichkeit, ihr meine Idee vorzustellen, die bei ihr dann auch direkt auf nahrhaften Boden fiel. Der Prozess, das Ganze dann Schritt für Schritt zu entwickeln hat relativ lange gedauert und war nicht ganz einfach, hat aber auch sehr viel Spaß gemacht.

 

In der App haben wir das Konzept umgesetzt, das ich im Kopf hatte: Man kann seine Übungen anklicken, die dann nacheinander durchlaufen. Natürlich habe ich die App auch meinen Patient*innen empfohlen. Wegen der Kosten Hürde gab es aber viele, die sich ihre Übungen dann doch lieber aufschreiben wollten. Das gab mir den Anstoß, die Krankenkassen mit ins Boot zu holen und einen Online Präventionskurs anzubieten. Wer schon mal einen Kurs, egal ob online oder nicht, bei der zentralen Prüfstelle in der Genehmigung hatte, weiß genau wie aufwändig das ist. Alles muss bis ins kleinste Detail stimmen.

 

Wie ist die App aufgebaut?

Da sind wir relativ gebunden an die ZPP (Zentrale Prüfstelle Prävention). Es gibt also acht 45-minütige Module mit Aufwärmphase, Hauptteil, Entspannung und einen Wissensteil mit einem Quiz. Der Kurs wird jede Woche freigeschaltet, wenn man das Modul davor vollständig absolviert und die Fragen richtig beantwortet hat. Wenn ich jetzt mit meinen Patient*innen arbeite, rate ich ihnen immer, den Kurs mit dazu zu nehmen, da er ja von der Krankenkasse bezahlt wird. Es sind alle Übungen drin und ich kannden Patient*innen sagen, welche Übungen für sie besonders wichtig sind. Man hatinsgesamt für ein Jahr Zugang zu der App und das ist für mich eine riesige Arbeitserleichterung, weil die Patient*innen insbesondere auch die Theorie wiederholen können, dann häufig mit neuem Wissen und neuen Fragen zurück in die Therapie kommen und es so insgesamt eine viel größere Lernkurve gibt. Und auch am Ende der Therapie ist derKurs eine super Unterstützung zum weiter Üben in der Zeit danach.

 

Würdest du sagen, ich könnte mir den Kurs auch kaufen, ohne dabei oder davor deine Unterstützung zu haben?

Ja, das ist ein Präventionskurs. Den kann und sollte jeder machen. Vom Anspruch her ist es kein HIIT Training, sondern die Basis. Wichtiges Wissen und gut nachvollziehbare Übungen, die nicht schwierig sind, aber neue Impulse geben.

 

Hat dieser Kurs seine Grenzen, wenn ich schon Beckenboden-Themen wie Senkungen oder Inkontinenzen habe? Sollte ich dann zusätzlich Therapie machen?

Ja, es ist schon wichtig, dass das dann begleitend ist. Man kann mit dem Kurs beginnen und schauen, ob das vielleicht schon ausreicht, weil die Übungen zielgerichtet mit Einfluss auf den Beckenboden sind.

 

Es gibt ja, auch in Kolleg*innen Kreisen Stimmen gegen Online-Training. Magst du den kritischen Stimmen etwas sagen?

Ich kann das verstehen. Online ist nicht offline. Wir können nicht anfassen und nicht korrigieren, es ist auch immer schön mit anderen in einer Gruppe zu sein und sich auszutauschen. Aber ich finde Online-Kurse absolut zeitgemäß, sowohl als Unterstützung, als auch als alleiniges Objekt. Wenn es ein guter Kurs ist, kann man damit viel erreichen. Bei einem Online-Kurs ist zwar mehr Selbstdisziplin nötig, dafür sind die Inhalte aber viel länger verfügbar, man kann vor und zurückspulen und wichtige Inhalte nachhören. Ich denke, es hat beides seine gleiche Berechtigung und ein Online-Kurs als Unterstützung zur Therapie ist natürlich optimal.

 

Gibt es denn Frauen, denen du von dem Kurs abraten würdest?

Nein.

 

Wie heißt die App und wo finde ich sie?

Die App heißt „Pelvic Flow“. Zu finden ist sie im App-Store und im Google Play-Store. Auch auf meiner Seite www.pelvis-floor.com gibt es einen Direktlink.

 

Danke liebe Sabine!


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