Dyspareunie, was genau bedeutet das?
Es geht um ungewollte Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, das kann alle Geschlechter betreffen, aber häufiger tatsächlich Frauen.
Was sind die Ursachen?
Die Ursachen können ganz unterschiedlich sein. Was sehr häufig ein Auslöser ist, ist eine Geburt. Nach der Geburt kann zum Beispiel eine Dammnarbe, eine Senkung oder auch ein traumatisches Geburtserlebnis, Schmerzen beim Sex verursachen. Ein anders Thema ist vaginale Trockenheit im Zusammenhang mit der Stillzeit oder den Wechseljahren. Dann kann es auch an mangelnder Erregung aufgrund eines stressigen Alltags oder irgendwelchen anderen Probleme mit dem/der Partner*in liegen. Es gibt auch andere spezielle Diagnosen wie beispielsweise Endometriose, Neuralgien oder Entzündungen, die Schmerzen verursachen können. Die Palette ist also sehr sehr groß. Aber viele Sachen können tatsächlich gut behandelt werden
Sind die Schmerzen denn von Frau zu Frau unterschiedlich oder zeigt sich da immer das gleiche Bild?
Das kann ganz unterschiedlich sein! Die Schmerzen können sowohl im Eingangsbereich der Vagina sein oder auch jedes Mal anders, da ist sozusagen alles möglich.
Es geht dann um den zirklusiven Sex?
Hauptsächlich ja, aber bei manchen Frauen muss es auch nicht unbedingt das sein. Manchmal schmerzt bereits die bloße Berührung.
Was bedeutet denn eigentlich Zirklusion und Penetration?
Penetration war lange der Begriff für „Penis dringt in Vagina ein“. Das schreibt der Vagina einen sehr passiven Part zu und daher nutzt man heute oft das Wort Zirklusion. Zirklusion bedeutet Umschließen und beschreibt so einen aktiven und gleichwertigen Akt.
Was kann ich denn selber tun, wenn ich Schmerzen beim Sex habe?
Wichtig ist, dass es total ok ist, dass sich Sexualität verändert. Wir müssen mit unseren Partner*innen darüber sprechen und vielleicht auch Wege finden wie wir Sexualität und Intimität anders leben können. Und es ist auch in Ordnung keinen zirklusiven Sex haben zu wollen. Es gibt auch einfach Phasen in unserem Leben, wo das gerade nicht dran ist, wenn das Kind zum Beispiel nicht schläft, hat man vielleicht gar kein Kopf für Sexualität. Wenn ich aber daran arbeiten möchte, ist es sehr hilfreich sich selber erstmal mit dem eigenen Körper zu befassen und da auch Änderungen anzunehmen und zu spüren. Viele Frauen, gerade in älteren Generationen haben noch nie mit dem Spiegel ihre Vulva angeschaut, da ermutige ich auch immer die Patien*innen sich mit sich selber auseinanderzusetzen. Selbstliebe ist ganz wichtig, wenn man dazu bereit ist.
Was kann ich mir für Unterstützung im ärztlichen Kontext holen?
Es kann abgeklärt werden, ob zum Beispiel eine Narbe nochmal operativ korrigiert werden muss. Es kann auch hilfreich sein mit vaginalen Pflegesalben zu arbeiten, wenn die Schmerzen durch vaginale Trockenheit verursacht werden. Generell kann ärztlich abgeklärt werden, ob irgendwelche Krankheiten, Entzündungen ect. die Ursache für meine Schmerzen sind.
Was würden wir denn in der Beckenboden Physiotherapie machen?
Wir würden uns erstmal ausführlich unterhalten. Wir würden die Patient*in untersuchen, evt. auch vaginal untersuchen. Da stellen wir ganz oft bei Schmerzen eine zu hohe Spannung fest. Wir kennen das ja vom Nacken oder dem Kiefer und genau so kann auch unser Beckenboden verspannen. Wir können die Narbe, die Muskulatur von innen und von außen behandeln. Wir können Übungen auch für zuhause anleiten. Was bei uns immer im Vordergrund steht ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Es gibt ganz viele Hilfsmittel wie Massagestäbe oder Ringe, um die Eindringtiefe zu variieren. Wir können Tipps zur Vaginalpflege oder auch Positionen geben.
Und wenn wir da nicht weiter kommen, ist vielleicht auch nochmal ein Besuch bei der Sexualtherapeutin oder ein Besuch bei der Psychotherapeut*in bei traumatischen Ursachen sinnvoll. Generell machen wir einfach ganz viel Aufklärung. Zum Beispiel über die Anatomie oder über die Klitoris, die tatsächlich sehr viel mehr Stimulation braucht als die Meisten wissen. Es gibt viele kleine Rädchen, die etwas ausmachen können.
Häufig kommen Menschen ja relativ spät mit ihren Beschwerden und wollen dann schnell, dass sich etwas ändert. Ja genau, und das wäre auch schön, wenn wir das könnten. Aber je länger ich so etwas mit mir rum trage, desto mehr Zeit muss ich auch geben, damit sich so etwas wieder reguliert. Und hinzukommt, dass diese Rädchen bei jedem sehr unterschiedlich sind. Und das braucht einfach Zeit, man muss sich auf den Prozess einlassen und eventuell auch mehrere Dinge ausprobieren.
Kann es sein, dass Schmerzen nur in einem bestimmten Bereich des Zyklus auftreten?
Das kann natürlich sein. Erstmal empfinden wir in jeder Zyklusphase anders und wenn es zum Beispiel an einer Senkung liegt dann verändert die sich auch in den Zyklusphasen. Wenn ich kurz vor der Periode bin und alles etwas weiter abgesenkt ist, dann ist es gut möglich, dass ich das schneller als unangenehm empfinde. In diesem Fall kann der Positionswechsel oder auch eine Hilfsmittel zur Bestimmung der Eindringtiefe sinnvoll sein.
Danke liebe Gloria!
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