Hämorrhoiden haben alle Menschen, stimmt das?
Ja, tatsächlich! Und es wäre auch echt schlecht, keine zu haben!
Was ist denn die Funktion von Hämorrhoiden?
Wir haben am Anus einen inneren und einen äußeren Schließmuskel, der Teil unseres Beckenbodens ist und bei Anspannung wie ein Ring den Anus zuschnürt. Ein weiterer Verschlussmechanismus sind die Hämorrhoiden. Das ist letztlich ein Polster aus Blutgefäßen und je nachdem, ob die mit Blut gefüllt sind oder nicht, können sie den Darm abdichten oder sie schwellen ab und „geben den Weg frei“.
Der Volksmund spricht ja meistens von Hämorrhoiden, wenn sie vergrößert und dauerhaft angeschwollen sind, oder? Woran merke ich denn, wenn meine Hämorrhoiden nicht in Ordnung sind?
Ja genau. Die häufigsten Symptome sind Jucken, Brennen oder auch ein Nässegefühl am Anus. Wenn die Hämorrhoiden schon etwas größer sind dann beschrieben manche auch, dass sie Blut am Toilettenpapier finden. Zudem können Hämorrhoiden auch Schmerzen beim Stuhlgang verursachen oder ein Fremdkörpergefühl am Anus. Manchmal kann es auch zu einer unvollständigen Entleerung des Darms führen und das kann dann Spurschmieren in der Unterhose verursachen.
Was sind denn die Ursachen für vergrößerte Hämorrhoiden?
Die Hauptursache ist tatsächlich, wenn ich auf der Toilette bin und pressen muss. Wenn wir pressen, drücken wir das Blut in die Blutgefäße der Hämorrhoiden-Polster und dadurch schwellen sie an. Diese Vergrößerung auf Dauer macht dann Probleme. Auch eine Schwangerschaft ist eine häufige Ursache für Hämorrhoiden, weil da der Druck auf unseren Beckenboden durch das zusätzliche Gewicht im Bauchraum enorm ansteigt.
Wie ist es mit gemütlich lange auf der Toilette sitzen?
Unsere Toiletten erhöhen den Druck im Beckenbereich. Lange auf der Toilette sitzen also so 10/15 Minuten erhöht den Druck in den Hämorrhoiden. Am besten also das Handy nicht mit auf die Toilette nehmen und ewig sitzen bleiben.
Man kann also ganz einfach den Hämorrhoiden entgegenwirken?
Ja, eigentlich schon. Man sollte weniger Zeit auf der Toilette verbringen und das Pressen vermeiden. Die Verstopfungen zu lösen erfordert dann ein bisschen mehr Aufwand, aber auch das lässt sich regeln.
Es gibt drei Fragen, die ich mir stellen kann:
1. Habe ich genug getrunken?
2. Wie ist meine Ernährung?
3. Wie ist mein Bewegungsverhalten?
Wenn ich Sport mache und meinen Oberkörper bewege, dann bewegt sich mein Darm auch mit. Diese Darmbewegung sorgt dafür, dass Verdauungsprozesse überhaupt erst richtig in Gang kommen. Meistens, wenn ich an einem dieser drei Faktoren etwas ändere, kann ich schon positiv auf meine Stuhlkonsistenz einwirken. Und wenns weicher ist, dann muss ich auch nicht mehr wirklich pressen auf der Toilette.
Was kann ich noch machen?
Ein Toilettenhocker ist eine tolle Möglichkeit für die Darmentleerung. Die Idee kommt daher, dass in der tiefen Hocke die Entleerung des Darms einfacher ist und gerade bei uns sind die Toiletten oft ziemlich hoch. Das ist dann zwar bequem, aber für den Darm eher ungünstig und wenn ich mir dann einen Hocker unter die Füße stelle und so eine Hockposition imitiere, dann mache ich es meinem Darm und Beckenboden leichter. Man muss nicht direkt einen kaufen, sondern kann erstmal mit dem Badeimer oder einem Schuhkarton austesten, welche Höhe für einen selber passt.
Was ist mit den vielen verschiedenen Cremes und Salben?
Die Hebamme in meiner Praxis empfiehlt da immer gerne Zinksalbe oder Sitzbäder mit Hamamelis, Kamille oder Eichenrinde, das sind Zusätze die gefäßverkleinernd wirken und die Hämorrhoiden verkleinern können. Aber wenn du feststellst, dass deine Hämorrhoiden vergrößert sind, traue dich auf jeden Fall das abklären zu lassen und dich zum Beispiel beim Proktologen beraten zu lassen, bevor du selber herum experimentierst. Wichtig ist noch zu sagen; vergrößerte Hämorrhoiden sind keine Thema mangelnder Hygiene und sollten niemandem unangenehm sein müssen. Je länger ich das Problem ignoriere, desto größer wird es im wahrsten Sinne des Wortes.
Was können wir denn als Beckenboden Physios den Menschen mitgeben? Ich denke nicht, dass eine Person, die zum allerersten Mal in ihrem Leben vergrößerte Hämorrhoiden hat sofort in Panik verfallen muss. Vielleicht liegt es daran, dass ein paar Wochen die Ernährung nicht so gut war oder die Person sich wenig bewegt hat und dann kann es sein, dass die Behandlung in der proktologischen Praxis völlig ausreicht.
Wenn die aber immer wieder auftreten dann kann es durchaus Sinn machen in eine Physiopraxis zu kommen.
Wir gucken uns gemeinsam an:
1. Wie kann ich meine Stuhlkonsistenz regulieren?
2. Wie kann ich mein Verhalten auf der Toilette ändern; also Handy weg legen oder auch meine Position anpassen?
3. Wie kann ich mit meiner Muskulatur arbeiten?
Neben den Hämorrhoiden verschließen nämlich die Schließmuskeln unseres Beckenbodens den Darm. Wenn die nicht öffnen dann ist die Konsequenz in der Regel pressen. Es muss also nicht an mangelnder Bewegung oder falscher Ernährung liegen, sondern vielleicht auch daran, dass dein Beckenboden nicht locker lässt, da du einen verspannten Beckenboden hast. Da kann man dann in der Therapie mit Entspannungsübungen und Dehnübungen gegenarbeiten. Wenn eine Person einen schwachen Beckenboden hat bei dem die Schließmuskeln nicht so gut dicht halten, kompensiert der Körper in dem er die Hämorrhoiden anschwellen lässt. Da kann dann das ganz klassische Beckenbodentraining helfen, um die Hämorrhoiden zu entlasten.
Super, vielen Dank Anna!
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