Beckenboden To Go – Folge 52: Wie werde ich Beckenbodentherapeut*in?

 

Heute feiert das Bewegungszentrum mit dem Podcast „Beckenboden to go“ sein 1jähriges Bestehen. Dafür möchten wir gern einfach mal DANKE sage, denn ohne dich würde es diesen Podcast nicht geben.

 

Heutiger Gast ist niemand anderes als die Podcast-Hosterin Ann-Kathrin. 

 

In der heutigen Folge geht es darum, was ein Beckenbodentherapeut*in macht und wie man Beckenbodentherapeut*in wird. Vielleicht überlegst du schon eine Weile, ob du dich in diese Richtung spezialisieren möchtest, vielleicht hast du aber auch diese Folge geschickt bekommen, weil jemand aus deinem Umfeld denkt, dass es passend wäre, wenn du dich in diese Richtung spezialisierst.  Ich möchte auf jeden Fall mit den Mythen aufräumen und die Vielfältigkeit der Beckenbodentherapie hervorheben.

 

Wenn du Angst hast, dass deine derzeitige Praxis keinen Bedarf für Beckenbodentherapie hat, dann melde dich gern bei mir und wir sprechen, ob es für dich eventuell eine Zukunft in unserer Praxis in Norderstedt geben kann.

 

Wie werde ich Beckenbodentherapeut*in?

Vielleicht ist es dir ähnlich ergangen, ich habe es selber auch erlebt, dass der Gyn Schulunterricht langweilig, schambehaftet oder gar nicht vorhanden war. Tendenziell finden viele das Thema zu Schulzeiten eher langweilig. Viele stecken dieses Thema auch noch in die Schwangerschaft und Geburt und wissen gar nicht, wie vielfältig dieses Thema eigentlich ist. Wenn du Interesse hast dich im Bereich Beckenbodentherapie weiterzubilden, gibt es viele Möglichkeiten. 

 

Ich erzähle dir hier von 4 verschiedenen Konzepten:

AG GGUP:

Hier durchläufst du eine sehr intensive Fortbildung mit mehreren Modulen und kannst den

Abschluss als Physio Pelvica machen mit einer kleinen Abschlussprüfung am Ende. Die AG-GGUP bietet auch viele weitere Fortbildungsmöglichkeiten an wie Ultraschall, Rückbildung und Wochenbett. Das tolle an der AG ist, dass sie sehr engagiert ist und viel Zeit und Arbeit teilweise auch ehrenamtlich, in diese Themen stecken. Dazu haben sie eine Therapeut*innen Liste erstellt, auf der es sich lohnt, gelistet zu sein. Viele Ärzte und Beckenbodenzentren kennen diese Liste.

 

Junginger & Baesler:

Bärbel Junginger und Kaven Baesler sind sehr wissenschaftlich und bieten eine Basisfortbildung an und aufbauend eine Ultraschallfortbildung.

 

Tanzberger Konzept:

Das Tanzberger Konzept kommt ohne Palpation und Ultraschall aus und arbeitet viel über Wahrnehmung und Übungen.

 

Heller-Konzept:

Nach Angela Heller, eventuell hast den Namen im Bereich der Rektusdiastase schon gehört, denn Angela Heller ist die Entwicklerin des Heller-Griffes zur Unterstützung bei

Rektusdiastasen.

 

Das sind die großen Konzepte und natürlich gibt es noch andere kleine Fortbildungsinstitute, in denen du therapeutisches Arbeiten lernen kannst und es gibt auch andere Anbieter, die ihre Spezialisation eher Richtung Kursen haben und mehr in der Fitnessbranche unterwegs sind.

 

Da haben wir auch schon den ersten Schritt: Möchtest du eher therapeutische an Patient*innen arbeiten oder möchtest du lieber in den sportlicheren Bereich reinzugehen und Kurse zu geben.

 

Ich selbst bin über das Pilates-Training auf die Beckenbodenmuskulatur gestoßen. Ich habe im Pilates viel über die Anspannung des Beckens gearbeitet und wurde nach den Stunden oft angesprochen und habe dadurch mitbekommen, dass viele Menschen Pilates machen, um nicht in einen offensichtlichen Beckenbodenkurs zu gehen, da dieses Thema für sie noch sehr schambehaftet ist. Das war für mich der Auslöser, mich auf die Reise zu begeben und noch mehr über den Beckenboden zu lernen.

 

Natürlich gibt es auch verschiedene Literatur zu diesem Thema. Auch andere Kanäle wie YouTube, Instagram etc. haben mittlerweile sehr viel Information zu dem Thema. Wenn du dich dann auf den Weg machst, wirst du merken, wie viel es eigentlich rund um das Thema gibt. Ich habe meine Reise 2014 begonnen und bin heute, 2022 immer noch dabei mich stetig weiterzubilden und Neues zu lernen.

 

Geht es denn dann nur um Anspannen und Entspannen?

Nein, natürlich nicht. Du kannst im Bereich Becken/Beckenboden zuerst schauen, möchte ich mit Frauen, Männer oder Kindern arbeiten? Möchte ich mit Menschen in der Schwangerschaft, Geburt, Rückbildung arbeiten, möchte ich mit peri-, post-, menopausal arbeiten? Möchte ich mit Menschen arbeiten, die Schmerzen im Becken haben oder ggfs.

sexuelle Funktionsstörungen? Möchte ich mich auf Menschen mit Kinderwunsch oder ein Beschwerdebild wie Endometriose oder Vaginismus konzentrieren? Wie du siehst, ist das Feld riesig.

 

Natürlich haben nicht nur Beckenbodenthemen mit dem Becken zu tun. Auch bei einer Rektusdiastase spielt der Beckenboden eine wichtige Rolle. Auch unterer Rückenschmerz kann mit der Beckenbodenmuskulatur zusammenhängen. Also auch in diese Richtung stehen dir viele Wege offen.

 

Wenn die Menschen dann zu dir in die Therapie kommen (1:1 Sitzungen), ist das im Prinzip so, wie man es bei Hüfte und Knie machen würde. Es gibt einen ausführlichen Befund, es gibt den Deutschen Beckenbodenfragebogen und es gibt einen körperlichen Befund. Es macht Sinn genau so wie bei Rücken- oder Kniepatient‘*innen sich nicht nur den Rücken bzw. das Becken anzuschauen, sondern den ganzen Körper. Auch sollte man ganzheitlich die sozialen Komponenten des Patient*inn zu befassen. Es kann also sein, dass man sich zuerst nicht mal mit dem Becken, sondern vielleicht mit dem Kiefer oder dem Zwerchfell.

 

Für viele Menschen ist die Palpation anfangs eine Hürde. Hier möchte ich gern eine Lanze brechen. Das ist ein so dankbarer Bereich, weil du ein sehr deutliches Feedback über die Palpation bekommst, ob die Aktivierung des Beckenbodens möglich ist oder nicht. Durch deinen Finger können die Menschen auch ein direktes Feedback geben, ob sie was spüren oder nicht, ob es vielleicht Schmerzen gibt. Es ist letztendlich einfach ein Tool, welches du anwendest. Vielleicht stellst du über die Beckenbodenarbeit fest, dass du dich total für die Verdauung interessierst und dich vielleicht um Verstopfungen etc. kümmerst. Vielleicht interessierst du dich aber auch für die Ernährung oder die Sexualität allgemein und spezialisierst dich dann in diese Richtung. Es gibt so viele Möglichkeiten und die Behandlungsmethoden sind so vielfältig, Spaß macht es auch immer sich mit diesen Menschen zu vernetzen, sich über den eigenen Tellerrand, über die eigene Praxis heraus zu vernetzten, sich auszutauschen und zu vernetzen. Wir haben beispielsweise über Instagram eine WhatsApp Gruppe gegründet und unterstützen uns so gegenseitig, tauschen uns aus, teilen Erfahrungen etc.

 

Wenn du Lust hast über die einzelnen Formen noch mehr zu erfahren oder auch mal eine

subjektive Meinung zu hören, dann schreibe mich oder die Kolleg*innen, die im Podcast an und tausche dich mit uns aus! 


Neugierig geworden?

Kommentar schreiben

Kommentare: 0