Beckenboden To Go – Folge 51: Endometriose mit Luisa Seit

In der heutigen Folge geht es um die Osteopathie bei Endometriose.

Es gibt bereits zwei Folgen zu dem Thema Endometriose, einmal mit Annika Cost und eine mit Naila. Die könnt ihr unter dem Link gerne nachhören.

 

Was genau ist Endometriose?

Endometriose ist eine gutartige, chronische Erkrankung, bei der Zellen, die der Gebärmutterschleimhaut ähneln, außerhalb der Gebärmutter wachsen. Also sind sie dort, wo sie nicht hingehören. Diese Zellen unterliegen dem weiblichen hormonellen Zyklus und dementsprechend wachsen und bluten diese auch mit der Menstruation und das kann dann zu Entzündungen führen, zu Verwachsungen und Vernarbungen und extreme Beschwerden auslösen.

Es gibt verschiedene Stellen, an denen diese Herde sitzen, häufig jedoch im Bauch- und/oder Beckenraum. Aber es gibt auch welche in der Lunge oder im Gehirn. Es kann extreme Schmerzen bei diversen Aktivitäten, wie beim Wasserlassen, Abführen oder beim Geschlechtsverkehr. Zudem können die Einschränkungen im sozialen Leben ziemlich groß sein. 

 

Was ist eigentlich Osteopathie?

Osteopathie ist eine manuelle Untersuchungs- und Behandlungsmethode, bei der wir den Körper der Menschen ganzheitlich anschauen. Wir schauen uns die Beweglichkeit des Muskels im genitalen System an, wir schauen uns die Beweglichkeit von Gelenken, aber auch die Spannung von Muskeln und Faszien sowie die Verschiebbarkeit von Organen an. Mit dieser Diagnose schauen wir dann, wie wir dem Betroffenen am besten helfen können. So behandeln wir befundorientiert. 

 

Wie läuft eine Behandlung bei dir ab? 

Die Endometriose Betroffenen vereinbaren einen Termin, beim ersten Termin wird erstmal die Anamnese gemacht. Was sind die Beschwerden, welche kommen vielleicht noch dazu? Wurde schon eine Diagnose gesichert? Abschließend kommen dann noch einige ganzheitliche Fragen, wie zum Beispiel, ob es schon Operationen gab. 

 

In der Erforschung und Zulassung ist aktuell ein Speicheltest, der Endometriose diagnostizieren soll. Bislang ist eine Operation der einzig sichere Weg, diese Diagnose korrekt zu stellen. 

Es haben ca. 40-50% der Frauen mit Regelbeschwerden Endometriose. 

 

Wenn bei mir jetzt noch keine 100%ige Diagnose gestellt wurde, ich mir aber trotzdem sehr sicher bin, betroffen zu sein, behandelst du mich dann wie eine Endometriose Patientin?

Ja, die gesicherte Diagnose ist nicht zwangsläufig notwendig für eine Zusammenarbeit und die Behandlung ist sowieso immer individuell.

 

Wie geht es weiter, wenn ich bei dir bin?

Sobald wir die Anamnese erhoben haben und ich einen Einblick habe, wie es dir geht und was deine Themen sind, geht es im Anschluss zur osteopathischen Untersuchung. Da schaue ich mir dann den ganzen Körper mit Fokus auf den Bauch- und Beckenbereich an. Was ich auch teste ist die Verschieblichkeit der Bauchorgane und der Bauchfaszie, da hier oft die Herde sitzen. Wichtig ist immer auch, wie die Aufrichtung des Körpers ist, weil eine eingerollte Haltung auch immer den Druck im Bauchraum erhöhen kann. Somit schauen wir uns erstmal die Druckverteilung im Bauch an. Das sind grob die ersten Aspekte, auf die ich achte. Am Ende der Untersuchung habe ich meistens 4-5 Aspekte, die wir osteopathisch angehen können. Oft arbeiten wir dann aber nicht unbedingt an den Herden selbst, denn Ziel ist es nicht, dass diese verschwinden - das werden sie nämlich nicht - sondern Ziel ist es, dass der/die Betroffene damit besser umgehen kann. In der Behandlung arbeiten wir dann darüber, die Restriktionen, die vielleicht da sind, zu behandeln und dort zur Entspannung zu führen. 

 

Wie lange dauert eine Behandlung bei dir? Ist das eine Kassenleistung oder Selbstzahlerleistung?

Ich nehme mir eine Stunde Zeit, plane aber immer etwas Puffer nach hinten ein, falls es etwas länger dauert. In weniger Zeit halte ich es nicht für sinnvoll, eine genaue Befundung zu erstellen. Aber in den Folgebehandlungen kann es mal sein, dass wir nur 40-45 Minuten behandeln. Prinzipiell ist die Osteopathie eine Privatleistung, das heißt, die gesetzlichen Kassen haben dies nicht als Leistung mit in ihren Tarifen, aber die meisten Kassen bezuschussen diese Leistungen. Bei den meisten Kassen sind es 3 Behandlungen im Jahr, für die jeweils 40 € dazugegeben werden. Anders ist das bei den Privatversicherungen, da variiert das natürlich von Tarif zu Tarif, aber bei den meisten wird es übernommen. Dann gibt es Zusatzversicherungen für Heilpraktiker, die diese Leistung ebenfalls übernehmen. Also kann es für Betroffene sinnvoll sein, diese Zusatzversicherung abzuschließen.

 

Wie oft komme ich zu dir in die Behandlung?

Nach dem ersten Termin wird erstmal entschieden, ob es einem vielleicht schon an Abklärung reicht. Diejenigen, die sich für die osteopathische Behandlung entscheiden kommen dann einmal pro Monat bzw. einmal pro Zyklus, das ist meist sehr sinnvoll, da man dann eine Periode abgewartet hat und schauen kann, was sich verändert. Meistens kommen die Patientinnen 4 - 6 Mal, einige kommen dauerhafter. Das ist immer abhängig von der jeweiligen Person. Ob die Menschen nicht wiederkommen, weil es bereits geholfen hat oder die Therapie nicht die richtige ist, ist dabei auch immer unterschiedlich. 

 

Was machen wir in der Behandlung?

Also die Untersuchung findet in Unterwäsche statt. Die Untersuchung ist definitiv auch aktiv, weil ich ja auch Bewegungsabläufe untersuche. In der Behandlung selbst ist es so, dass es verschiedene Techniken gibt, also in verschiedenen Körperpositionen, sei es die Seitlage, Bauch- oder Rückenlage oder der Vierfüßlerstand, aber prinzipiell ist es so, dass man sich während der Behandlung entspannen darf, zu sich kommen darf, es soll also auch eine Rückverbindung zu sich selbst und dem eigenen Körper sein. Wir arbeiten auch viel mit der Atmung, also können auch die Atemübungen Form der Aktivität sein.

 

Community-Frage: Ich bin etwas fülliger, kommst du dann nicht an meine Organe ran bei der Untersuchung?

Man muss bei der Untersuchung sowieso durch verschiedene Schichten hindurch tasten, da jeder Mensch Fett und Muskeln hat. Und dementsprechend hat man sowieso niemals direkt das Organ in der Hand und somit ist es auch kein Problem, wenn da etwas mehr Fettgewebe vorhanden ist. Da ist es tatsächlich sogar schwieriger, wenn die Bauchmuskeln stark ausgeprägt sind. 

 

Was kann Osteopathie für mich als Endometriose Betroffene tun?

Unser Ziel in der Behandlung ist, das wir den Umgang mit der Erkrankung erleichtern wollen. Das bedeutet, unserer Ziel ist es die schmerzen zu lindern, die Bewegungsabläufe zu optimieren und somit auch mehr Lebensqualität zu geben. Es gibt einige Symptome und Befunde, die recht häufig sind. Auf muskulärer Seite wären das Verspannungen im Beckenboden, von Hüft- und Rückenmuskulatur sowie Dysfunktionen im kleinen Beckenbereich, das wird häufig behandelt. Oft kommt dann noch mit dazu, dass die Atembewegung etwas eingeschränkt sind, weil das Zwerchfell recht viel Spannung hat. Die Aufrichtung unseres Körpers kann auch dazu beitragen, dass sich Endometriose Beschwerden verbessern, einfach weil der Bauchdruck größer ist, wenn wir etwas eingerollt sind. Dieser Druck kann allein durch eine bessere Körperhaltung verringert werden. 

 

Im Anschluss der Behandlung gebe ich auch immer gern Übungen mit, die man im Alltag gut machen kann, um die Beschwerden zu lindern.

 

Verrätst du uns noch 1-2 Tipps? 

Ein paar Dinge, die ich immer mitgebe sind:

Schau, was die Ernährung in Bezug auf die Symptome bewirken kann. Da macht man eine Auslassdiät und lässt gewisse Lebensmittel für einen gewissen Zeitraum weg. Beispielsweise verzichtet man 4 Wochen auf Milchprodukte und guckt, wie es einem nach 4 Wochen geht und ob es was verändert.

Moderater Sport und Ausdauertraining können die Symptome regulieren.

Entspannung ist auch ein wichtiger Faktor, da wir aktuell so vielen Reizen ausgeliefert sind, um sich auch mal aktiv die Entspannungsphasen zu nehmen.

 

Die Osteopathie kann schon sehr helfen, aber man sollte sich alle Bereiche anschauen und auch gucken, wie es einem psychisch geht oder ob man da ggfs. auch Hilfe braucht. 

 

Gibt es noch etwas, das du abschließend ergänzen möchtest?

Was ich den Betroffenen gerne mitgeben möchte, ist: Verliert die Hoffnung nicht. Es gibt so viele Ideen und Behandlungsansätze, die man ausprobieren kann, um langfristig mehr Lebensqualität zu schaffen. 

 

Wie erreiche ich dich?

Ich bin in zwei Praxen freiberuflich tätig.

Einmal in Winterhude und einmal in Harvestehude. Man kann mich gern unter https://www.osteopathie-luisa-seis.de erreichen und sich ein Bild machen oder mich auch einfach mal anrufen, das heißt dann auch nicht, dass man direkt in die Behandlung muss, man darf sich auch gern einfach mal informieren.

 


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